Mittlerweile hört und liest man viel über das sogenannte "Hedging" oder den "Hedge". Was darunter zu verstehen ist und welche grundlegenden Strategien zu unterscheiden sind erfahren Sie in diesem Beitrag.
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Ursprung des Hedging
Hedging kommt wie so viele Trading-Begriffe aus dem englischen vom Wort "hedge". Die Bedeutung im Finanzenwesen ist ein Deckungsgeschäft bzw. ein Absicherungsgeschäft.
Ursprünglich gesehen wird das Hedging also dafür verwendet, um sich vor Kursschwankungen abzusichern oder um zum Beispiel eine Lieferung zu einem bestimmten Zeitpunkt und zu einem bestimmten Preis zu erhalten.
In meiner Zeit als Geschäftsführer in Südafrika habe ich für ein deutsches Unternehmen Heding für Devisen betrieben. Ich habe den Wechselkurs des EUR zum südafrikanischen Rand mit Forexgeschäften abgesichert. Dies ist eine ganz klassische Vorgehensweise beim Hedging.
Ebenfalls war die Ursprungsidee von Hedgefonds die Absicherung gegen starke Kursausschläge.
Wenn wir im Kontext des Tradings von Hedging sprechen, dann meinen wir in erster Linie, dass zeitgleich Long- und Short-Positionen in einem Instrument geöffnet sind:
Man hält also gleichermaßen eine Kauf- und eine Verkaufsposition. Sind beide Positionen nun auch noch identisch in der Handelsmenge (Beispiel im Bild oben), ist man sozusagen komplett gehedged. Egal, wie der Kurs des Wertpapiers sich jetzt entwickelt, der offene Gesamtgewinn oder -verlust ändert sich nicht.
Hedging in unterschiedlichen Zeiteinheiten
Das Hedging wird häufig beim Trading von unterschiedlichen Zeiteinheiten eingesetzt.
Stellen Sie sich beispielsweise vor, Sie sind mittel- bis langfristig davon überzeugt, dass der Dax steigen wird und Sie haben eine offene DAX-Position im CFD. Denkbar wären aber auch DAX-Aktien oder Sie halten einen DAX-ETF.
In dem langfristigen Aufwärtstrend erkennen Sie nun eine kurzfristige Korrektur. Diese Korrektur handeln Sie mit einem Short-CFD auf den DAX, ohne dass Sie die langfristige Long-Position schließen.
Sie sind demnach temporär gehedgt, da Sie während der kurzfristigen Korrektur sowohl long (langfristig) als auch short (kurzfristig) im DAX sind.
Fazit zum Zeiteinheiten Hedging
Sinnvoll, damit unterschiedliche Trends unabhängig gehandelt werden können.
Hedging durch unterschiedliche Strategien
Das Hedging kommt des weiteren häufig vor, wenn Sie unterschiedliche Strategien traden.
Sagen wir mal, Sie handeln zeitgleich eine Fibonacci- und eine Ausbruchsstrategie. Da kann es durchaus vorkommen, dass Sie gleichzeitig eine Fibonacci-Short-Position eröffnen, obwohl Sie parallel auf Grund der Ausbruchsstrategie Long investiert sind.
Im optimalen Fall, werden Sie mit beiden Positionen unter dem Strich einen Gewinn erwirtschaften. Eigentlich sollte man hier gar nicht von einem Hedge sprechen, da Sie ja weder die Long- oder die Shortposition absichern wollen.
Vielmehr sind Sie nach der einen Strategie Long im Markt und nach der anderen Strategie Short im Markt.
Typischerweise haben Sie das häufig auch dann, wenn Sie mehrere Handelsroboter in einem Instrument handeln lassen. Die Roboter (auch: Expert Advisors - EA) handeln in der Regel autark voneinander und können demnach auch Positionen eröffnen, die gegenläufig sind.
Hier sehen Sie ein Beispiel von unserem Handelsroboter Price-Action-Auto-Trader (PAAT), den wir im DAX sowohl Long als auch Short traden lassen:
Fazit zum Strategie Hedging
Sinnvoll, damit jede Strategie einzelnd auswertbar ist und Handelsroboter unabhängig voneinander laufen können.
Hedging zur Verlustvermeidung
Hier wird das Hedging dazu genutzt, eine Verlustposition mit einer Gegenposition ganz oder teilweise abzusichern, damit der laufende Verlust nicht noch größer wird.
Die Idee dahinter ist, dass man den Verlust der offenen Position nicht schließen muss, sondern durch das Öffnen einer Gegenposition die Chance hat, dass beide Positionen noch im Gewinn geschlossen werden können.
Dieses Verhalten ist sehr menschlich und wurde auch ausgiebig in der Verhaltensökonomie (behavioural finance) untersucht (mehr Infos dazu u.a. hier bei Wikipedia).
Kurz gesagt neigen wir Trader dazu, Gewinne schneller mitzunehmen und Verluste laufen zu lassen in der Hoffnung, diese noch in einen Gewinn umwandeln zu können.
Und um den Verlust einer Position nicht realisieren zu müssen aber dennoch die Position nicht unendlich gegen sich laufen zu lassen, kommt man dann auf die Idee, doch eine Gegenposition zu eröffnen. Jetzt muss die eine Position nur noch im Gewinn schließen und wenn dann der Kurs dreht, kann auch die andere Position im Gewinn beendet werden.
Fazit zum Verlustvermeidungs-Hedging
Nicht sinnvoll, da man häufig nur noch Verlustpositionen managt und die Kosten durch doppelten Spread und Finanzierungsgebühren sehr hoch sind.
Fazit
Wir haben gesehen, dass es unterschiedliche Strategien zum Hedging gibt und drei der typischen Strategien besprochen.
Dabei ist das Hedging aus meiner Sicht sehr sinnvoll, wenn es sich um das Hedging von Zeiteinheit oder Strategien handelt.
Vom Hedging zur Verlustvermeidung halte ich nichts. Zum einen ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass dies zwar menschlich, aber irrational und damit suboptimal ist.
Zum anderen kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass ich noch keinen Trader gesehen habe, der mit dieser Systematik Erfolg hat. Wie immer gilt hier: Wenn Sie die Ausnahme darstellen und damit doch Erfolg haben - handeln Sie weiter so.
Ansonsten können Sie Ihr Trading sehr schnell verbessern, wenn Sie die ersten beiden Strategien zum Hedging umsetzen und das Verlustvermeidungs-Hedging nicht mehr nutzen.
Denn Sie handeln günstiger und unvoreingenommener, wenn Sie keine offene Position haben, als wenn Sie zwei gegenläufige Positionen offen haben, die sich jedoch komplett ausgleichen.
Schreiben Sie mir gerne Ihre Meinung zu diesem Thema in das Kommentarfeld unten.